Yitzhak (Icho) Hirsch wurde im März 1930 in einer religiösen Familie in Targu Mures, einer Stadt in Siebenbürgen im heutigen Rumänien, geboren. Als Yitzhak drei Jahre alt war, drängte sein Großvater darauf, ihn in den „Cheder“, eine religiöse Schule für kleine Jungen, zu schicken.

Als Yitzhak sieben Jahre alt wurde, wechselte er in die Grundschule. Dort waren die meisten seiner Freunde Rumänen. Er erinnert sich: „Nach der Schule gingen wir zusammen Fußball spielen. Wir liebten es, draußen in der Natur zu sein. Wir waren sehr gerne zusammen". Nach der Schule arbeitete Yitzhak oft in der Schuhmacherei seines Vaters, wo er seinen besten Freund Binti kennenlernte, der Lehrling seines Vaters war. „Wir verbrachten viele Stunden zusammen in der Schuhmacherei“, erzählte Yitzhak.

Yitzhak mit seiner Mutter Rebecca und seiner Schwester Lilly vor dem Krieg
Yitzhak mit seiner Mutter Rebecca und seiner Schwester Lilly vor dem Krieg

Im Jahr 1940 marschierten die Ungarn im Auftrag der Nazis in Siebenbürgen ein, und Yitzhaks Vater wurde für sechs Monate in die ungarische Armee zwangsverpflichtet. Eines Abends hörte Yitzhak ein Gespräch zwischen seinem Vater und seiner Mutter. Sie sprachen Jiddisch und dachten, Yitzhak würde sie nicht verstehen, aber er verstand sie doch. Sein Vater erzählte seiner Mutter, dass ihm jemand auf einer seiner Fahrten in die Ukraine berichtet hatte, dass in einem nahe gelegenen Dorf Einheimische die Synagoge mit den darin eingeschlossenen Juden angezündet hätten. „Ich war schockiert“, sagt Yitzhak. „Ich hatte nicht gedacht, dass so etwas passieren könnte, dass Menschen sich so verhalten könnten.“

Wenig später wurde seine Familie in das Ghetto Tirgo deportiert. „Wir waren zwei Monate lang dort, arbeiteten auf einem Bauernhof und auf dem Feld. Und wir hatten immer noch die Hoffnung, dass diese Situation bald vorübergehen würde und wir nach Hause zurückkehren könnten. Aber dann gaben die Wachen bekannt, dass wir nach Deutschland gebracht würden, um dort in der Landwirtschaft zu arbeiten. Was wir nicht wussten, was sich aber später herausstellte: In Wirklichkeit wurden wir in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gebracht.“

Ein Brief des Museums Auschwitz aus dem Jahre 2004, in dem die Wege von Shaul und Yitzak Hirsch durch die verschiedenen Lager aufgeführt sind.
Ein Brief des Museums Auschwitz aus dem Jahre 2004, in dem die Wege von Shaul und Yitzak Hirsch durch die verschiedenen Lager aufgeführt sind.

„Als wir in Auschwitz ankamen, begann sofort die Selektion, bei der ich von meiner Mutter Rebecca und meiner Schwester Lilly getrennt wurde. Das war der schwerste Moment in meinem Leben. Ich spürte, dass ich sie nie wiedersehen würde. Es war ein schrecklicher Gedanke.“

Yitzhak und sein Vater Shaul wurden in den Block 21 gebracht, wo hauptsächlich Sinti und Roma lebten. Etwa eine Woche später wurde Shaul nach Auschwitz 1 verlegt. Von diesem Moment an war Yitzhak allein.

Kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz erkrankten viele Menschen aus Block 21 (Yitzhaks Block) an Scharlach. Die erkrankten Häftlinge wurden in den Tod geschickt, die anderen blieben in Quarantäne. Das Glück war auf Yitzhaks Seite. Kurz vor dem Ausbruch der Epidemie wurde Yitzhak von dem Aufseher aus dem Block geholt. Yitzhak putzte ihm jeden Morgen die Schuhe, und das bewahrte ihn davor, sich mit Scharlach anzustecken und rettete ihn sogar vor dem Tod.

Etwa zwei Monate nach seiner Ankunft in Auschwitz wurden alle Häftlinge, auch Yitzhak, auf Todesmärsche geschickt. Auf diesen schrecklichen Märschen kam er in mindestens vier verschiedene Lager. Am Ende des Krieges, während des Rückzugs der Nazis, fand der „letzte Marsch“ statt. Auf diesem Marsch wurden er und etwa 17.000 andere Gefangene von Sachsenhausen nach Mauthausen geschickt. Die große Mehrheit der Gefangenen kam dabei ums Leben.

Wir durch ein Wunder überlebte Yitzhak. Er wurde von amerikanischen Soldaten befreit und in ein Flüchtlingslager gebracht. Während er sich von Typhus erholte, erfuhr er, dass auch sein Vater überlebt hatte und im DP-Lager Feldafing in Deutschland untergebracht war.

Trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung verließ Yitzhak sofort das Flüchtlingslager und stieg in einen Zug, um zu seinem Vater zu kommen. Im September 1945 kehrten Shaul und Yitzhak in ihr Haus in Targu Mures zurück.

Yitzhak mit den Jugendguides Or und Sharif in seinem Haus in Kiryat Haim.
Yitzhak mit den Jugendguides Or und Sharif in seinem Haus in Kiryat Haim.

Heute lebt Yitzhak in Kiryat Haim, erfreut sich an der Familie, die er gegründet hat und sorgt dafür, dass seine Erinnerungen an die nächsten Generationen weitergegeben werden.