Mordechai (Motke) Berkowiz Ich habe meinem Vater gerne bei den Pferden geholfen.
Mordechai Berkowiz wurde 1936 als Sohn von Avraham und Sarah Berkowiz in Medias, einer Stadt in Siebenbürgen (Rumänien), geboren. Sein älterer Bruder war Katriel.
Großvater Moshe lebte ebenfalls in der Familie, und da er ein sehr frommer Jude war, sorgte er dafür, dass im Haus eine religiöse Atmosphäre herrschte und die Einhaltung der Tora und die Erfüllung der Gebote im Zentrum des Alltagslebens standen. Mordechai verlor seine Mutter Sarah, als er noch sehr jung war, und er hat fast keine Erinnerung an sie. Bald nach ihrem Tod heiratete sein Vater erneut. Seine neue Frau, Margarita, wurde die Stiefmutter von Mordechai und Katriel.
Mordechais Vater Avraham war Kutscher und besaß eigene Pferde. Als Avraham älter wurde, wurde er gehbehindert, so dass Mordechai und sein Bruder jeden Abend für das Einstallen der Pferde verantwortlich waren. Mordechai erinnert sich: „Das war eines der Dinge, auf die ich den ganzen Tag gewartet habe“.
Die meiste Zeit des Zweiten Weltkriegs verlief für Mordechai und seine Familie relativ ruhig, aber 1945, als Mordechai neun Jahre alt war, kamen die Nazis immer näher an Medias heran. Mordechai und seine Familie fürchteten, dass sie von den Nazis gefangen genommen und in die Vernichtungslager geschickt würden, wenn sie nicht die Flucht wagten. Mordechai, sein Bruder, sein Vater und sein Großvater flohen um ihr Leben in die Sowjetunion. Da Margarita, seine Mutter, sehr krank war, konnte sie nicht mitgehen und blieb in ihrer Heimatstadt zurück. Ihre Schwester (die Tante der Jungen) bestand darauf, ebenfalls zu bleiben und Margarita zu helfen.
Mordechai erinnert sich an den Vorabend der Flucht: „Wir liefen los, bis wir sehr nahe an die sowjetische Kampflinie kamen. Es gelang uns, ein Haus zu finden und zu mieten, das einem der dortigen Bauern gehörte. Mit dem wenigen Geld, das wir mitgebracht hatten, blieben wir dort mehrere Tage, bis die sowjetische Armee das Gebiet eroberte, den Bauernhof umging und sich in Richtung Rumänien bewegte.“
„Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem wir zum ersten Mal die Soldaten der Sowjetunion sahen“, sagt Mordechai. „Ich sah, wie sie ihre müden Pferde durch die frischen Pferden, die auf dem Hof waren, ersetzten. Etwas Anderes geschah in dieser Nacht und erschreckte mich zutiefst. Die Soldaten durchsuchten die Kleidung meines Großvaters. Sie fanden seine teure Taschenuhr und nahmen sie ihm gewaltsam ab.“ Später, als die Sowjets vorrückten und Medias eroberten, kehrte die Familie nach Hause zurück. „Ich hatte Glück: Wir haben nur das Ende des Krieges erlebt“, bemerkt Mordechai.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss sein Vater, nach Eretz Israel einzuwandern, aber wegen der hohen Kosten (Einreisegenehmigungen usw.) wurde verabredet, dass Mordechai und Katriel zuerst einwandern und der Rest der Familie später nachkommen sollte. Tatsächlich wanderten Avraham und Margarita erst 1962 nach Israel ein. Und so begannen Mordechai und Katriel zusammen mit anderen Kindergruppen und einzelnen Familien, hauptsächlich aus dem religiösen Bereich, ihre Reise nach Eretz Israel.
Mordechai erinnert sich noch gut daran: „Zuerst wurden wir mit Güterzügen transportiert. Diese Züge bestanden aus Waggons, die eigentlich für den Tiertransport nach Bukarest gedacht waren, aber wegen des Kriegsendes und der Knappheit in Europa gab es keine andere Wahl, und so wurden diese Züge für den Personentransport benutzt. Ich erinnere mich heute an die beängstigende Erfahrung, als Kind wegzugehen, ohne dass ein Erwachsener dabei war. Es gab so viele Nächte, in denen ich geweint habe. Das Einzige, was mir Halt und Kraft gegeben hat, war, dass wenigstens mein großer Bruder Katriel bei mir war.“
Mordechai fährt fort: „Als wir in Bukarest ankamen, wurden wir auf ein illegales Einwandererschiff namens „Independence" gesetzt. Wir waren so viele Menschen auf diesem kleinen Schiff! Eines der Dinge, an die ich mich am besten erinnere, ist, wie uns meine Eltern, als wir das unser Haus verließen, etwas Essen für die lange Reise mitgaben, darunter ein Glas Honig. Während der Reise wurde ich krank. Mir war die ganze Zeit übel. Der Honig rettete mich und half mir, mich besser zu fühlen und machte mir die schwierige Reise leichter. Nach ein paar Tagen auf See, als wir fast in Israel angekommen waren, wurden wir von den Briten gefangen genommen. Sie umzingelten unser Schiff und ließen uns nicht andocken. Sie wendeten unser Schiff und schickten uns nach Zypern. Es war so frustrierend! Erst drei Monate später erhielten wir von den Briten die Erlaubnis, nach Israel einzuwandern.“
In Israel besuchte Mordechai die landwirtschaftliche Schule in Kfar Batya, wo er auch seine Liebe zum Sport im Allgemeinen und zum Fußball im Besonderen entdeckte. Er lernte dort, bis er 17 Jahre alt war, und zog dann nach Shavei Zion, wo sein Bruder Katriel lebte. Mordechai berichtet, dass Shavei Zion von Anfang an eine religiöse Siedlung war und der Atmosphäre, in der er aufgewachsen war, sehr ähnelte. Mordechai lebte sich gut ein und bald begann er – sogar sehr erfolgreich – für das Team von Hapoel Nahariya Profifußball zu spielen.
Zu dieser Zeit lernte Mordechai Hava Lemberger kennen, das erste Kind, das im Moschaw Shavei Zion geboren wurde.
Später heirateten sie und gründeten eine Familie. Heute lebt Mordechai glücklich mit Hava im Moschaw. Sie genießen die Familie, die sie großgezogen haben. Kürzlich wurde einer der Enkel des Paares verheiratet.